Fußball in den USA: Major League Soccer

Wie jeder weiß, ist Fußball in Nordamerika nicht gerade Volkssport Nummer Eins. Soccer rangiert dort weit hinter Baseball, Basketball, American Football, Rodeo oder Bowling. Fußballspielen betrachtet man eher als Beschäftigung für Kinder. Wirklich etablieren konnte sich der Sport hier nie.

Daran haben weder die Gastspiele von Pelé und Beckenbauer bei Cosmos New York in den Siebzigern noch die WM 94 etwas geändert. Als Voraussetzung für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft richtete der US-amerikanische Fußballverband ein Jahr zuvor eine Profiliga unter dem Titel Major League Soccer ein. Darin kicken 16 Mannschaften, eine davon aus Kanada. Eine Saison läuft wie auch in Skandinavien oder Russland vom Frühjahr bis zum Herbst.

Zum Saisonstart 2009 hielt ich mich günstigerweise gerade in San Jose, Kalifornien, auf, wo das dortige Team der Earthquakes am ersten Spieltag auf die Abordnung aus Boston, die New England Revolution, traf. Mit großem Tam-Tam wurde der Neuzugang Darren Huckerby von Norwich City aus der zweiten englischen Liga angekündigt. Vor 10.335 Zuschauern im fast ausverkauften Buck Shaw Stadium auf dem Gelände der University of Santa Clara unterlagen die Gastgeber in einem mäßigen Spiel mit 0:1.

Unter den Zuschauern befanden sich beachtlich viele Mexikaner und andere Lations, ebenso wie Familien mit Kindern (siehe oben). Auch die Atmosphäre rund ums Spiel ist etwas anders als in Europa. Es gibt Zuckerwatte und Popcorn, und fliegende Händler verkaufen Heiße Schokolade im Pappbecher. In der ‘Fanzone’ vor den Eingängen zu den Sitzplatztribünen gibt es sogar eine Hüpfburg für die Kleinen. Und die Eintrittspreise von 20 bis 60 US-Dollar fand ich etwas happig für eine Partie dieses Niveaus. Zumindest herrschte an diesem Samstagabend richtiges Fußballwetter: 15 Grad und Nieselregen. Nur ans richtige Schuhwerk hatte wohl keiner der Spieler gedacht. So viele Ausrutscher (einschl. Linienrichter) hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.

Fazit: Eine etwas andere Erfahrung. Und wenn ich hier aufgewachsen wäre, würde ich heute wohl wie die meisten Amis einem andern Sport folgen.

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