1.FC Union Berlin - SpVgg Unterhaching 0:1
3. Liga, 25. April 2009, Jahnstadion, 10.052 Zuschauer
Nach dem 0:0 von Düsseldorf gestern in Wuppertal hätte den Unionern heute ein Sieg zum vorzeitigen Aufstieg in die 2. Liga gereicht. Doch zahlreiche versiebte Torchancen der Eisernen, eine mäßige Schiedsrichterleistung des Herrn Rafati sowie eine konsequente Verwertung der einzigen wirklichen Torgelegenheit der Mistgabelschwinger bescherte uns eine 0:1-Heimniederlage.
Damit mussten die Aufstiegsfeierlichkeiten leider auf einen der verbleibenden Spieltage verschoben werden.
Das Osterwochenende stand vor der Tür, der Frühling zeigte sich bei sonnigen 22 Grad von seiner schönsten Seite, und in Tschechien sollte das Prager Derby zwischen Slavia und Sparta stattfinden. Leider war dieses im Handumdrehen ausverkauft, aber nicht nur das: Erstmalig setzte man auf personalisierte Eintrittskarten, um damit der Randale wie beim Hinspiel vorzubeugen. Ein Kauf auf dem Schwarzmarkt wäre somit - falls überhaupt möglich - noch riskanter als sonst. Allein schon die Normalpreise von 300 bis 550 Kronen überstiegen die üblichen Eintrittspreise von rund 80 Kronen um ein Vielfaches. Zudem wurde die Partie ungünstigerweise auf Montag 17.15 Uhr gelegt. Ich verzichtete also kurzfristig aufs Derby.
Nun gut, aber auch ohne Topspiel lohnt sich eine Reise nach Tschechien allemal. Am Freitagmorgen machte ich mich per Mitfahrgelegenheit auf den Weg nach Prag, wo beim abendlichen Zweitligaspiel mit Dukla gegen Jihlava der Tabellenzweite auf den Vierten traf. Umso überraschender war für mich die Tatsache, das für diese Partie der Eintritt frei war. Wie ich erfuhr, kommen ins Juliska-Stadion normalerweise selten mehr 300-400 Besucher. Mit der Gratisaktion waren es immerhin knapp 1300, die sich auf der riesigen Tribüne verloren.
Am Samstagmorgen um 10.15 Uhr standen sich dann in Strahov Spartas Zweite und die Bohemians gegenüber. Der rund 3000 Mann starke Anhang der Grün-Weißen aus Praha-Vršovice sorgte für gute Stimmung, was der Mannschaft aber leider zu keinem Torerfolg verhalf. Im Stadion traf ich mit Iain aus Tranmere und zusammen mit Graham aus Barnsley, den wir an der Busstation aufgegabelt hatten, ging es dann ins etwa eine Stunde entfernte Příbram zur dortigen Erstligapartie gegen Mladá Boleslav.
Am Sonntag hieß es dann zurück in Prag wieder früh aus den Betten. Viktoria Žižkov musste im Abstiegskampf gegen Sigma Olomouc abermals Federn lassen. Wie vereinbart traf ich mich zur Halbzeit mit Marc und Freddy, die am selben Morgen mit dem Auto aus Berlin angereist waren. Nach Schlusspfiff machten wir uns umgehend auf den Weg nach Varnsdorf an der sächsischen Grenze, wo ich meine erste tschechische Drittligapartie erleben durfte. Und zu guter Letzt stand noch ein Besuch bei Slovan Liberec zur Partie gegen Banik Ostrava auf dem Programm, bevor es zurück nach Berlin ging.
Fazit: Kompaktes Programm, sechs Spiele in drei Tagen, perfektes Wetter, nette Gesellschaft, viel Spaß.
FK Dukla Praha - FC Vysočina Jihlava 2:1 (0:1)
Druhá Liga (2. Liga), 10.4.2009, Stadion Juliska, 1270 Zuschauer
Sparta Praha B - Bohemians 1905 0:0
Druhá Liga (2. Liga), 11.4.2009, Stadion Evžena Rošického, 3133 Zuschauer
FK Marila Příbram - Mladá Boleslav 1:1 (1:1)
Gambrinus Liga (1. Liga), 11.4.2009, Stadion Na Litavce, 2327 Zuschauer
Viktoria Žižkov - Sigma Olomouc 1:2 (1:1)
Gambrinus Liga (1. Liga), 12.4.2009, Stadion Viktoria, 2723 Zuschauer
Slovan Varnsdorf - Mladá Boleslav B 2:0 (0:0)
Česká fotbalová liga (3. Liga), 12.4.2009, Stadion v Kotlině, 400 Zuschauer
Slovan Liberec - Baník Ostrava 0:0
Gambrinus Liga (1. Liga), 12.4.2009, Stadion U Nisy, 6950 Zuschauer
England - Slowakei 4:0 (1:0)
Freundschaftsspiel, 28. März 2009,
Wembley Stadium, 85.512 Zuschauer
Bedauerlicherweise habe ich es nie ins alte Wembley-Stadion geschafft, dem wohl bekanntesten und traditionsreichsten Fußballstadion der Welt. Das aufgrund der beiden markanten Türme im Volksmund auch Twin Towers genannte Stadion war Austragungsstätte zahlreicher legendärer Spiele, von den dort stattfindenden FA Cup Finals über die Heimspiele der englischen Nationalmannschaft bis hin zu internationalen Turnieren wie die WM 66 und die EM 96 - jeweils mit dramatischen Partien und Ergebnissen.
Beim ersten Pokalfinale von Wembley zwischen West Ham United und den Bolton Wanderers im Jahre 1923 betrag das offizielle Fassungsvermögen noch 127.000, doch Schätzungen zufolge drängten 250.000 bis 300.000 Zuschauer ins Stadion und aufs Spielfeld. Rund weitere 60.000 warteten vor den Eingangstoren. Nur durch den Einsatz berittener Polizei konnte das Spiel angepfiffen werden. Und allen voran ritt der Schimmel ‘Billy’. Das damit als White Horse Final in die Geschichte eingegangene Spiel gilt inoffiziell als das mit den weltweit meisten Zuschauern.
An selber Stelle stand 1956 Bert Trautmann im Tor, deutscher Kriegsgefangener, ab 1949 bei Manchester City unter Vertrag. Nach einem Zusammenprall 15 Minuten vor Spielende (Auswechslungen waren damals noch nicht zulässig) spielte er mit angebrochenem Halswirbel bis zum Schlusspfiff durch. Erinnern könne er sich ab jenem Zeitpunkt an nichts mehr, wie er später zu Protokoll gab, nur seinen Kopf konnte er plötzlich nicht mehr bewegen. Dennoch gelangen ihm noch einige Paraden, womit er City den Pokalsieg sicherte. Erst drei Tage nach dem Finale brachte eine Röntgenuntersuchung den dramatischen Befund. Auf wundersame Weise trug er keine Langzeitschäden davon, und noch im selben Jahr wurde er zum ersten ausländischen Fußballer des Jahres in England gewählt.
Geschichten um die Geschichte Wembleys gibt es viele. Doch zur Gegenwart: Das alte Stadion gibt’s nicht mehr, und am selben Ort im Nordwesten Londons wurde 2007 die modernste Fußballarena Europas eröffnet. Von einem gigantischen weißen Bogen überspannt bietet der imposante Neubau 90.000 Zuschauern Platz, mit einem steil angelegten Oberrang, der auch von den hinteren Plätzen optimale Sicht aufs Spielfeld gewährt. Selbst von ganz oben kann man noch die Rückennummern erkennen - und es gibt keinen einzigen Platz mit Sichtbehinderung.
Vergangenen Samstag fand zur Vorbereitung auf die bevorstehenden WM-Qualifikationsspiele ein Testspiel gegen die slowakische Auswahl an. Da ich gerade in London einen Zwischenstopp einlegte, konnte ich die Gelegenheit beim Schopf packen, um live dabeizusein. Für ein Freundschaftsspiel bekam ich eine überraschend schnelle und überzeugende Partie zu sehen. Die Engländer waren in allen Belangen überlegen und hätten locker noch früher und höher den Sieg klarmachen können. Bis zur 70. Minute stand es nur 1:0. Heskey, Lampard und zweimal Rooney steuerten die Treffer bei, doch bergen solche Begegnungen auch immer die Gefahr von Verletzungen. Und die traf vor allem die englische Sturmreihe. Nachdem Emile Heskey bereits in der 15. Minute angeschlagen vom Platz musste, erwischte es nur 20 Minuten später auch seinen Ersatzmann Carlton Cole. Der für ihn hereingekommene Peter Crouch musste dann in der 74. verletzungsbedingt vom Platz. Auf der linken Seite wirbelte desweilen Wayne Rooney unbeirrt weiter, und bot neben Steven Gerrard die ansprechendste Leistung. Historisches bleibt auch noch zu vermerken: David Beckham überholte mit seinem 109. Länderspieleinsatz den Feldspielerrekord von Booby Moore. Nur Torhüterlegende Peter Shilton hat noch mehr Partien für sein Land absolviert.
Alles in allem ein sehr atmosphärischer Stadionbesuch, der mir lange in Erinnerung bleiben wird. Das Wetter zeigte sich von seiner launischen Seite: von sonnigen Abschnitten über Graupelschauer und Platzregen alles dabei. Die mitgereisten slowakischen Fans traten trotz des nicht gerade überzeugenden Auftritts ihres Teams gut gelaunt und lautstark in Erscheinung, inizierten sogar nach dem 0:2-Rückstand eine Welle durchs Stadion, die von den englischen Fans begeistert aufgenommen wurde. Selbst auf dem Weg zur völlig überfüllten U-Bahnstation Wembley Park blieb alles friedlich und es gab noch einige Gesangsduelle. Die berüchtigten Inselaffen meiden wohl Heimspiele und fallen nur auswärts unangenehm auf.
Wie jeder weiß, ist Fußball in Nordamerika nicht gerade Volkssport Nummer Eins. Soccer rangiert dort weit hinter Baseball, Basketball, American Football, Rodeo oder Bowling. Fußballspielen betrachtet man eher als Beschäftigung für Kinder. Wirklich etablieren konnte sich der Sport hier nie.
Daran haben weder die Gastspiele von Pelé und Beckenbauer bei Cosmos New York in den Siebzigern noch die WM 94 etwas geändert. Als Voraussetzung für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft richtete der US-amerikanische Fußballverband ein Jahr zuvor eine Profiliga unter dem Titel Major League Soccer ein. Darin kicken 16 Mannschaften, eine davon aus Kanada. Eine Saison läuft wie auch in Skandinavien oder Russland vom Frühjahr bis zum Herbst.
Zum Saisonstart 2009 hielt ich mich günstigerweise gerade in San Jose, Kalifornien, auf, wo das dortige Team der Earthquakes am ersten Spieltag auf die Abordnung aus Boston, die New England Revolution, traf. Mit großem Tam-Tam wurde der Neuzugang Darren Huckerby von Norwich City aus der zweiten englischen Liga angekündigt. Vor 10.335 Zuschauern im fast ausverkauften Buck Shaw Stadium auf dem Gelände der University of Santa Clara unterlagen die Gastgeber in einem mäßigen Spiel mit 0:1.
Unter den Zuschauern befanden sich beachtlich viele Mexikaner und andere Lations, ebenso wie Familien mit Kindern (siehe oben). Auch die Atmosphäre rund ums Spiel ist etwas anders als in Europa. Es gibt Zuckerwatte und Popcorn, und fliegende Händler verkaufen Heiße Schokolade im Pappbecher. In der ‘Fanzone’ vor den Eingängen zu den Sitzplatztribünen gibt es sogar eine Hüpfburg für die Kleinen. Und die Eintrittspreise von 20 bis 60 US-Dollar fand ich etwas happig für eine Partie dieses Niveaus. Zumindest herrschte an diesem Samstagabend richtiges Fußballwetter: 15 Grad und Nieselregen. Nur ans richtige Schuhwerk hatte wohl keiner der Spieler gedacht. So viele Ausrutscher (einschl. Linienrichter) hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.
Fazit: Eine etwas andere Erfahrung. Und wenn ich hier aufgewachsen wäre, würde ich heute wohl wie die meisten Amis einem andern Sport folgen.
Queens Park Rangers 0, Sheffield United 0
Championship, 7. März 2009, Loftus Road, 13.718 Zuschauer
Loftus Road, London W12. Das ist die Adresse des gleichnamigen Stadions im West-Londoner Stadtteil Sheperd’s Bush und zugleich Heimat der Queens Park Rangers. Es bietet 19.100 Besuchern Platz und liegt inmitten eines Wohnviertels. Wie einst in Highbury liegen auch hier die Eingänge zu den Tribünen gleich neben denen der Reihenhäuser.
Die nahegelegene Uxbridge Road wartet mit zahlreichen Pubs, Cafes und Takeaways auf. Und wenn man sich an einem Spieltag in Nähe des Stadions bewegt, bekommt man ein gutes Gefühl dafür, was es bedeutet seiner lokalen Mannschaft zu folgen. Auch wenn - oder gerade weil - eine ganze Reihe höherklassige Vereine ein paar U-Bahnstationen entfernt liegen. Hier in Sheperd’s Bush und Hammersmith steht man jedenfalls hinter den ‘Hoops’, auch R’s genannt. Vor allem auf Chelsea ist man nicht gut zu sprechen.
Man mischt dieses Jahr im oberen Tabellendrittel mit, ohne aber unbedingt was mit dem Aufstieg zu tun zu haben. Ganz anders als die Blades, die letzten Samstag zu Gast waren und gegenwärtig den 3. Platz der Championship belegen. Obwohl also mit Sheffield United ein attraktiver Gegner zu Gast war, war das Stadion nur zu gut zwei Dritteln gefüllt. Eintrittspreise für ein Zweitligaspiel ab 25 Pfund aufwärts sind eben auch in London viel Geld, vor allem wenn man bedenkt, dass sich hier die Rezession spürbarer bemerkbar macht als zuhause.
Zum Spiel: Die Partie war ziemlich abwechslungsreich, es gab vereinzelt ein paar gute Torchanchen, doch die teils ansehnlichen Kombinationen endeten auf beiden Seiten meist im Nichts. Folglich musste ich nach längerer Zeit mal wieder ein torloses Unentschieden hinnehmen. Die Einen konnten es nicht besser, die Anderen wollten wohl nicht.
Ach ja, noch was: Wer weiß wie der aktuelle Vereinspräsident von QPR heißt?
Flavio Briatore! Ja, genau der aus der Formel 1.
Das vergangene Wochenende begann fröhlich und ausgelassen, und endete niederschmetternd und enttäuschend. Zunächst besuchte ich den Flo in Köln, wo wir uns zur Einstimmung aufs Karnevaltreiben in einer Fußballkneipe den Auftritt des 1. FC Köln bei den Bayern zu Gemüte führten. Getränkeeinheiten werden dortzulande zwar in Reagenzgläsern gereicht, doch wir bemühten uns redlich, im Gedränge zum Zuge zu kommen. Die Kombination aus 2:1-Auswärtssieg und Karneval tat ihr Übriges und Köln tobte. Der weitere Verlauf des Abends gestaltete sich dementsprechend.
Tags darauf ging’s bei Nieselregen ins trübe Duisburg, wo das Auswärtsspiel der Löwen anstand. In der eigentlich imposanten MSV-Arena - mit einer Kapazität von 31.500 Plätzen ein gelungenes Beispiel für einen mittelgroßen Stadionneubau - entwickelte sich vor einer enttäuschenden Kulisse von nur 13.248 Zuschauern eine noch enttäuschendere Partie. Den keineswegs gut spielenden Meiderichern gelang - nicht zuletzt Dank der drei Treffer des überzeugenden Kameruners Kouemaha - ein souveräner 4:1-Sieg. Die “Leistung” der Sechzger war durchweg indiskutabel und einer Zweitligamannschaft nicht würdig. Die bislang höchste Saisonniederlage spricht Bände. Durchgefroren und müde trat ich die Heimreise nach Berlin an und fragte mich, ob es das alles wert sei. Aber irgendwer muss den Job ja machen…
Eigentlich wollte ich das letzte Wochenende nach Cardiff reisen, natürlich nicht ohne eine Partie im Ninian Park zu besuchen. Die Heimat des Cardiff City Football Club ist eines der letzten Stadien der oberen Spielklassen auf der Insel mit Stehplatztribünen, eine davon auf der Gegengeraden. Denn auch in Cardiff gibt es einen Stadionneubau, der mit der kommenden Saison bezogen werden soll. Und damit stirbt einmal mehr ein Stück der guten, alten Fußballatmosphäre. Gary, ein Bekannter aus Cardiff, den ich beim Afrika-Cup in Ghana kennenlernte, hatte bereits die Tickets für das Championship-Spiel gegen Queens Park Rangers besorgt. Doch der unerwartete Wintereinbruch der vergangenen beiden Wochen machte uns einen Strich durch die Rechnung. Das FA-Cup-Wiederholungsspiel auswärts bei Arsenal wurde genau auf diesen Termin gelegt, sodass unsere Partie verschoben wurde.
Kurzfristig musste also umdisponiert werden, um aus der anfänglich ärgerlichen Situation noch das Beste zu machen. Und glücklicherweise konnte ich eine Karte für das FA-Cup-Achtelfinalspiel Everton gegen Aston Villa am Sonntag ergattern. Und da Birmingham auf dem Weg liegt, nahm ich gleich noch die Zweitligabegegnung Birmingham City gegen Nottingham Forest am Samstag mit.
Nach Ankunft am Flughafen Bristol am Freitagabend gegen 23 Uhr bezog ich meine Unterkunft in der Innenstadt gleich beim Busbahnhof. Beinahe hätte ich die Abfahrt des National Express Buses um 7.30 Uhr morgens verschlafen, aber zum Glück musste ich nur einmal die Straße überqueren und war gerade noch rechtzeitig zur Stelle.
Birmingham City 2, Nottingham Forest 0
Championship, 14. Februar 2009, St Andrews, 17.631 Zuschauer
Nur etwa 20 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum Birminghams entfernt liegt St Andrews, die Heimat der Blues. Letztes Jahr aus der Premier League abgestiegen, zählt City dieses Jahr wieder zu den Aufstiegskandidaten und belegt derzeit den dritten Tabellenplatz. Forest hingegen startete katastrophal in die Saison und konnte sich erst kürzlich von den Abstiegsplätzen befreien. Nun sollte es so kommen, dass ich in der laufenden Sasion bereits die zweite Niederlage der Trees erleben sollte. Auch die Fans der Blues haben es nicht leicht als ewige Nummer 2 hinter dem Stadtrivalen Aston Villa. Und umso leidenschaftlicher ist man bei der Sache. Und jeder Fan einer Mannschaft, die ein ähnliches Los zu tragen hat, wird wissen, wovon ich spreche.
Die Pubs der Umgebung sind ganz klar Blues only, wo aber trotz allem jeder Auswärtsfan willkommener wäre als ein Villain. Und in der Kneipe, wo das Pint Guinness umgerechnet gerade mal 2,70 Euro kostet, kam ich mit einem der alten Zulus ins Gespräch. Plötzlich unterhielt ich mich mit Leuten, denen man eigentlich besser aus dem Weg gehen sollte. Aber irgendwie machten die Anwesenden einen vernünftigen - oder besser - resozialisierten Eindruck. Und auf jeden Fall hatten sie die richtige Antwort auf die zunehmende Kommerzialisierung und Versitzplazung des Sports, wie einem Artikel aus deren Fanzine The Zulu zu entnehmen war: Don’t let the wankers who stole our game steal our passion as well!
In einer unterhaltsamen Partie dauerte es bis Mitte der zweiten Hälfte bis das Team von Alex McLeish den verdienten Sieg klar machte.
Everton 3, Aston Villa 1
FA Cup 5th Round, 15. Februar 2009, Goodison Park, 32.979 Zuschauer
Die Stadt Liverpool zählt ganz klar zu meinen Lieblingsorten in Großbritannien, was nichtzuletzt am eigenartigen Charme der Scousers liegen mag. Und seitdem Everton im Wiederholungsspiel der letzten Runde den Lokalrivalen zwei Minuten vor Ende der Verlängerung aus dem Wettbewerb kickte, war die Pokaleuphorie der Toffees auf einem lange nicht gesehenen Niveau. Mit dem Zug aus Birmingham angekommen, machte ich mich sogleich mit der Buslinie 19 auf den Weg zum Goodison Park - vorbei an der nur knapp einer Meile entfernten Anfield Road - um mein hinterlegtes Ticket abzuholen. Es blieb noch genügend Zeit, um die knisternde Atmosphäre vor dem Match aufzusaugen. Wer sollte uns jetzt noch stoppen, wenn wir mit dem FC Liverpool schon den größten Konkurrenten aus dem Weg geräumt haben? So in etwa betrachtete man die Situation diesseits des Stanley Parks. Na ja, da warten noch andere Stolpersteine wie Chelsea, Arsenal oder Manchester United. Aber zunächst einmal musste mit Aston Villa die Überraschungsmannschaft der laufenden Saison aus dem Weg geräumt werden.
Der Goodison Park war zwar ausverkauft, aber trotzdem nicht ganz gefüllt, da man aus Sicherheitsgründen gut drei Tribünenblöcke neben den Gästefans frei hielt. Was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Die zahlreich Mitgereisten waren lautstark zu vernehmen, kamen aber dennoch kaum gegen die Blauen an. Nach nur vier Minuten gingen die Gastgeber in Führung und das Stadion drohte überzukochen. Aber schon in der 8. Minute erzielte Villa per Elfmeter den Ausgleich. Es entwickelte sich eine schnelle, hoch unterhaltsame Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Wiederum durch einen Strafstoß erlang Everton noch vor der Halbzeit die Führung. Nicht nur stimmungsmäßig war es jetzt schon mit einer der besten Partien, die ich in England je erleben durfte. Doch damit nicht genug. Der Australier Tim Cahill schob in der 75. zum letztlich verdienten 3:1 Endstand ein: Die Toffees schienen nun vollends abzuheben.
Die am Abend live im Fernsehen übertragene Auslosung für die nächste Runde löste im Pub einen Jubelsturm wie bei einem entscheidenden Torschuss aus: Heimspiel für Everton gegen den Sieger aus West Ham/Middlesborough. Eine durchaus lösbare Aufgabe. Auf der Rückfahrt im Zug zu meinem Quartier in Birmingham teilte ich mir das Abteil mit enttäuschten, aber keineswegs aggressiven Villa-Fans.
Das Fazit dieser kurzen Tour fällt äußerst positiv aus. Flug nach Bristol für 60 Euro. Ebensoviel für Bus- und Bahnfahrkarten ausgegeben (angesichts der zurückgelegten Strecken ein sehr vernünftiger Preis). Kein Tröpfchen Regen, milde Temperaturen um die 5 Grad (am Montag sogar sonnig bei frühlingshaften 10 Grad). Viele nette Leute kennengelernt und in Birminghams Stadtmitte eines der besten Backpacker Hostels meiner Reisekarriere gefunden.
Das erste Auswärtsspiel der Rückrunde 2008/09 stand an, und um die krisengebeutelten Löwen zu unterstützen, machte ich mich an diesem ersten Februarwochenende auf den Weg nach Rheinhessen. Im Ludwigsburger Irish Pub traf ich mich am Vorabend mit der Finnland-Pfalz-Connection, und nach Übernachtung und Weißwurstfrühstück in Speyer ging’s am späten Sonntagmorgen gut gelaunt Richtung Mainz.
Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, was für ein Theater sich in der darauffolgenden Woche um den geplanten Investoreneinstieg beim TSV abspielen würde. Doch darauf möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Zumindest aber konnten die Blauen endlich mal wieder sportlich überzeugen. Nach frühem Rückstand in der 4. Minute lag man zwar nach rund einer halben Stunde 0:2 zurück, und innerlich hatten zu diesem Zeitpunkt wohl schon viele das Spiel abgeschrieben.
Doch die Löwen kämpften. Und das tat freilich der begeisternden Stimmung der Mitgereisten keinen Abbruch. Noch vor der Halbzeitpause gelang Jungspund Schäffler der Anschlusstreffer. Vor allem in der zweiten Hälfte wussten die Sechzger durch fast schon vergessene Spielkombinationen zu überzeugen, was durch Benny Lauths Ausgleichstreffer belohnt wurde. Der bis zum letzten Platz vollbesetzte Gästeblock bebte. Und letztendlich wäre sogar - ich wage es kaum zu sagen - ein Auswärtssieg drin gewesen!
Von den Mainzer Fans - das bleibt noch zu erwähnen - war nicht viel zu hören. Ausnahme war das leider in deutschen Fußballstadien überstrapazierte You’ll never walk alone zum Einlaufen der Mannschaften, was wohlgemerkt die Vereinshymne des FC Liverpool ist und andernorts nichts verloren hat.
1860: Tschauner - Rukavina, Ghvinianidze, Beda (60. Berhalter), Johnson - S. Bender (60. Ledgerwood), D. Schwarz (74. Rösler) - Aigner, Bierofka - Lauth, Schäffler
Am Vortag legte ich einen Zwischenstopp in der Frankfurter Commerzbank-Arena ein, wo die Eintracht vor 51.300 Zuschauern die Geißböcke empfing. Beeindruckend war zunächst die Choreographie zu Ehren des verstorbenen Kapitäns der Meistermannschaft von 1959 Alfred Pfaff: Der komplette Frankfurter Fanblock schweigend und in schwarz, in der Mitte eine Blockfahne mit dem Konterfei von Don Alfredo.
Es entwickelte sich eine hitzige und abwechslungsreiche Partie. Die Hessen gingen zweimal in Führung und Kölns Ausgleich resultierte aus einem (berechtigten) Elfmeter und einem (unberechtigten) Platzverweis gegen den Frankfurter Chris.
Die dortige Arena, genau an dem Ort errichtet, wo einst das Waldstadion stand, unterscheidet sich nicht wirklich viel von anderen Bauwerken dieser Art. Und selbst ein Chipkartensystem hat man schon umgesetzt, sodass man als Auswärtiger mit Bargeld kein Bier und keine Bratwurst kaufen kann. Ich hab dann einfach mal darauf verzichtet.
Da ich neulich in Saarbrücken zu tun hatte, nutzte ich natürlich die Gelegenheit, mal im Ludwigsparkstadion nach dem Rechten zu sehen. Denn dort war ich letztmals am 4. September 1993 zu Gast, als den Sechzgern ein 2:0-Auswärtssieg gelang und am Ende der Saison in die 1. Bundesliga aufstiegen. Leider aber stand bei meinem zweiten Besuch kein Spiel auf dem Plan.
Der 1.FC Saarbrücken spielte nach diversen Auf- und Abstiegen und zwischenzeitlichem Lizenzentzug noch in der Spielzeit 2005/06 in der 2. Liga. Seitdem ging es kontinuierlich bergab. Nach zwei weiteren Abstiegen in Folge und der Ligareform letzen Jahres ist man mittlerweile in der Oberliga Südwest gelandet.
Im mit 35.303 Plätzen größten Fußballstadion des Saarlandes bekommt man heute nur noch Spiele der fünfthöchsten Spielklasse zu sehen. Mit einem Zuschauerschnitt von rund 4500 liegt der FCS dennoch im bundesweiten Oberligavergleich (2007/08) knapp hinter Preußen Münster (gefolgt von Oldenburg, Waldhof, Kiel und Darmstadt). Und das bei Gegnern wie Bad Breisig, Betzdorf und Mechtersheim. Allerdings finden sich in der Oberliga Südwest mit dem FK Pirmasens, FC Homburg und Borussia Neunkirchen drei weitere Vertreter aus längst vergangenen Tagen. Für interessante Duelle ist also weiterhin gesorgt.
“Und vielleicht geht’s ja irgendwann mal wieder aufwärts”, wie die nette Dame im Fan-Shop meinte, der ich eine Anstecknadel abkaufte.
An einem nasskalten, aber regenfreien Mittwochabend traf in Dublin die Republik Irland auf Zypern. Der 82.500 Zuschauer fassende Croke Park - gerade mal 20 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum in einem Wohngebiet gelegen - war mit 53.500 Besuchern verhältnismäßig schwach besucht, was wohl auch an den Ticketpreisen zwischen 50 und 70 Euro lag. Zudem gilt Zypern nicht gerade als Zuschauermagnet, auch wenn Anorthosis Famagusta in der Champions League gerade für Überraschungen sorgt.
Der Croke Park ist die traditionelle Spielstätte irischer Sportarten wie Hurling oder Gaelic Football. Britische Varianten wie Rugby und Fußball hatten dort lange nichts verloren. Diese Spiele wurden stets an der Lansdowne Road ausgetragen. Und erst seitdem sich das dortige Stadion im Umbau befindet darf auch im Croke Park gespielt werden. Für viele nichtfußballinteressierte Iren ein Sakrileg.
Trappatonis Boys in Green hatten mit den Zyprern übrigens noch eine Rechnung offen: In der Qualifikation zur EM 2008 erreichte man zuhause gerade mal ein 1:1 und kam auswärts mit 2:5 unter die Räder. Diesmal sollte es aber anders kommen. Nach nur 4 Spielminuten schob Robbie Keane zum 1:0 ein, die Stimmung gleich dementsprechend gut, aber leider blieb’s dabei. Die Iren dominierten die Partie zwar, kamen aber nur selten zu nennenswerten Chancen. Erst in der Schlussviertelstunde war ein Bemühen um einen weiteren Treffer zu erkennen. Die wenigen Möglichkeiten wurden aber kläglich vergeben. Auch Zypern kam ein paar Mal vors gegnerische Tor - noch in der ersten Hälfte gelang ein Pfostentreffer - aber letztendlich erspielte man sich keine zwingenden Torchancen. Alles in allem ein müder Kick. Für die Iren zählten am Ende nur die drei Punkte. Ob man sich aber mit dieser Leistung in der Gruppe mit u.a. Italien und Bulgarien durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.