Alaska
Samstag, den 14. Juni 2008Die Fotos meiner Reise nach Alaska und Yukon im Mai 2008 stehen jetzt im neu eingerichteten Fotoalbum zur Verfügung.
Die Fotos meiner Reise nach Alaska und Yukon im Mai 2008 stehen jetzt im neu eingerichteten Fotoalbum zur Verfügung.
Immer wieder höre ich, dass ich doch schon “überall” auf der Welt gewesen wäre. Weit gefehlt: Laut Travelbuddy habe ich bislang gerade mal ein gutes Viertel dieses Planeten bereist.
Wer als ausländischer Tourist während der WM 2006 erstmalig nach Deutschland kam, war wohl ziemlich positiv überrascht ob der guten Stimmung im Lande und der Feierlaune der Einheimischen. Ähnlich erging es mir in den vergangenen Wochen während meines Besuches in Ghana zur 26. Afrikameisterschaft. Die Ghanaer mögen auch sonst freundliche und ehrliche Menschen sein, doch die Ausrichtung dieses Großereignises, auf die man im Übrigen sehr stolz war, versetzte die ganze Nation in eine dreiwöchige Phase der Euphorie und Begeisterung. Selbst das Ausscheiden der Gastgeber im Halbfinale (eine weitere Parallele zur letzten WM!) konnte die gute Laune nicht wirklich stoppen.
Rund eine Million Besucher kamen nach Ghana, um an diesem Spektakel teilhaben zu können. Die meisten davon aus benachbarten Ländern wie Cote d’Ivoire, Nigeria und Benin. Aber ich traf auch einige Leute aus Guinea, Mali, Kamerun, Namibia und Ägypten. Und dann waren da natürlich auch einige Fußballbegeisterte aus Europa, vor allem aus Deutschland und von den britischen Inseln. Dass sich aber soviele “Obruni” (Weiße) für den Afrika-Cup interessieren kam für viele Einheimische überraschend, was aber auch eindeutig den Stellenwert unterstreicht, den der afrikanische Fußball mittlerweile innehat. Die meisten der großen Stars spielen bekanntlich in England und Frankreich, aber auch einige Vertreter aus der Bundesliga (und niedrigeren Spielklassen) mischten mit.
Und so kam es, dass sich Fans aus Nottingham, Leeds, Derby, Cardiff über Portsmouth, Ipswich, Dublin und Glasgow bis hin nach Braunschweig, Magdeburg, Nürnberg und Wien an einem Tisch zu dem einen oder anderen Bier vor (und nach) dem Spiel trafen. Und ich als Sechzger mittendrin. Sogar einen Roten hatten wir mal dabei. Im heimischen Ligabetrieb oder gar bei einer Europameisterschaft einfach unvorstellbar. Ein ganz besonderer Charakter war Alessandro, seines Zeichens leidenschaftlicher Anhänger des SSC Napoli, mit dem ich mich zwar nicht auf eine einvernehmliche Analyse der vergangenen WM einigen konnte, der aber seit den Neunziger Jahren ein auch für Italiener seltenes Hobby pflegt: Länderspiele Kameruns zu besuchen, ganz gleich wo.
Abgesehen vom Fußballgeschehen, das ganz klar im Vordergrund stand, nutzte ich natürlich die Gelegenheit, dieses faszinierende Land Westafrikas kennenzulernen. Das Klima ist erwartungsgemäß tropisch, bei einer an eine Waschküche erinnernde Luftfeuchtigkeit von über 90% und Temperaturen zwischen nachts 25 und tagsüber 35 Grad. Das Sightseeing in der Hauptstadt Accra kann man sich schenken, da es quasi nichts wirklich Sehenswertes gibt. Dafür ist das Nachtleben umso aufregender, mit zahlreichen Bars, Musik-Kneipen und Discos. Ein erstes Highlight war aber sicherlich die Live-Band, die in der Ankunftshalle des internationalen Flughafens Kotoka noch vor der Passkontrolle die ankommendenen Passagiere mit schwungvollen Melodien begrüßte: “It’s football time, welcome to Ghana!” oder so ähnlich. Bei der Rückkehr nach Frankfurt wurden wir übrigens direkt am Flugzeug von Drogensuchhunden und eifrigen Bundesgrenzschutzbeamten empfangen.
Quartier bezog ich im freundlichen Hansonic Hotel im Westen der Stadt, gleich hinter dem ständig Verkehrchaos-verursachenden Kaneshie Market. Da es mir dort gut gefiel (vernünftige Zimmer zu niedrigen Preisen, gutes Essen und ein schattiger “Biergarten”), nutzte ich diese Herberge als Basislager, zu dem ich von diversen mehrtägigen Exkursionen immer wieder zurückkehrte.
Nach dem Eröffnungsspiel im restlos ausverkauften Ohene Djan Sports Stadium in Accra, das Ghana mit 2:1 gegen Guinea für sich entschied, stand Kumasi auf dem Plan, Zentrum der Ashanti-Region. Als zuverlässiges Transportunternehmen gilt STC Intercity, und so begab ich mich frühmorgens zum entsprechenden Busbahnhof, um mich auf die voraussichtlich 4- bis 5-stündige Fahrt zu machen. Der 7-Uhr-Bus war leider schon voll, sodass ich ein Ticket für den nächsten um 8.30 Uhr löste. Ich hatte ja genug Zeit. Noch. Es wurde neun, halb zehn, aber weit und breit kein Bus nach Kumasi. Zumindest blieb Zeit, um mich an diversen Ständen mit Frühstück zu versorgen (Beef pastries, Plantain chips, Malzbier…) und mich mit einigen Leidensgenossen auszutauschen, die ebenfalls pünktlich zum Anstoß um 17 Uhr im Stadion von Kumasi sein wollten. Darunter Jari aus Finnland und Gary aus Wales, mit denen ich später dasselbe Hotel bezog, sowie ein Pressefotograf aus Kamerun, der schon um seinen Job bangte, wenn er keine Bilder vom ersten Auftritt der “unzähmbaren Löwen” liefern würde. Schließlich kam dann doch noch ein Bus - im Übrigen gar kein schlechter, mit Klimaanlage und ausreichend Beinfreiheit - und gegen Viertel nach zehn verließen wir Accra. Die Strecke nach Kumasi ist allerdings von Baustellen gesäumt, was unweigerlich zu Staus führte und die Fahrzeit auf etwas über sechs Stunden verlängerte. Nach Erreichen der Stadtgrenze Kumasis, mit dem Stadion in Sichtweite, wurde mir bewusst, dass das Verkehrschaos hier noch eine Stufe schlimmer ist als in der Hauptstadt.
Gegen halb fünf checkten wir ins erstbeste Hotel am Busbahnhof ein und nahmen ein Taxi zum Stadion, das nach zwei Kilometern abermals im Verkehr stecken blieb. Schließlich folgten wir dem guten Rat des Taxifahrers, “Better you run”, und kamen gerade noch rechtzeitig, um an den Stadiontoren VIP-Tickets für $15 zu ergattern. Im Laufschritt zur Haupttribüne, Platz genommen, tief durchgeatmet, Blick aufs Spielfeld gerichtet - Anstoß! Wir hatten es geschafft. Auswärtsspiel in Kumasi. Titelverteidiger Ägypten gegen Mitfavorit Kamerun. Zu meinem Glück kam auch gleich ein Wasserverkäufer vorbei. Die 1,5-Liter-Pulle leerte ich in Rekordzeit. Die Hitze, gepaart mit der sportlichen Anreise, hatte meinem System ziemlich zugesetzt. Und wie überall in Ghana, ist auch im Stadion eine Portion Chicken & Rice nicht weit - ich hatte ja außer ein paar Snacks am frühen Morgen noch nichts zu mir genommen. Das Spiel wurde klar von den Ägyptern dominiert, die Kamerun mit 4:2 fast schon deklassierten. Zu diesem Zeitpunkt rechnete niemand damit, dass ausgerechnet diese beiden Teams fast drei Wochen später im Endspiel erneut aufeinandertreffen würden. Das VIP-Ticket ermöglichte mir übrigens Zutritt zum Spielerausgang, wo ich mit Ausnahme von Barcelonas Stürmerstar Samuel Eto’o, der noch in der Pressekonferenz war, sämtliche Mitglieder der kamerunischen Equipe samt Otto Pfister gesenkten Hauptes den Mannschaftsbus betraten sah.
Mittlerweile war es dunkel geworden, und die zweite, zugegebenermaßen weniger attraktive Begegnung des Abends stand an: Sudan gegen Sambia. Über das Stadion senkte sich ein gruseliger Nebel, der auf die sich abkühlende feuchte Luft zurückführen lässt. Optisch erinnerte das an einen ungemütlichen Novemberabend in der Heimat, herrschten da nicht Temperaturen um die 30 Grad. Das unterhaltsame Spiel bescherte uns drei weitere Tore, allesamt für Sambia. Die Strapazen der Anreise hatten sich gelohnt.
Während Kumasi hinsichtlich Betriebsamkeit die Hauptstadt tagsüber locker in den Schatten stellt, ist es nachts umso ruhiger. Wäre da nicht der Afrika-Cup mit all seinen Besuchern gewesen, hätte man sich wohl in einer Geisterstadt gewähnt. Der nächste Tag gestaltete sich dann weitaus entspannter, mal vom Wahnsinn des größten Marktes Westafrikas (Kejetia Market) abgesehen.
Der nächste Ausflug brachte mich nach Cape Coast, mit einem der größten Sklavenforts der Goldküste, und in den Kakum-Nationalpark, dessen Hauptattraktion der Canopy Walkway ist: eine rund 350 Meter lange, mit Seilen gesicherte Fußgänger-Hängebrücke, die 40 Meter über dem Boden des Waldes gespannt ist. Unterwegs gibt’s an den Bäumen kleine Aussichtsplattformen, die nicht nur einen einzigartigen Blick auf den tropischen Regenwald bieten, sondern vor allem auch die Möglichkeit durchzuschnaufen, sich wieder zu sammeln und sich den Schweiß von der Strirn zu wischen. Es handelt sich dabei nämlich um eine ziemlich wackelige Angelegenheit, die ganz sicherlich nichts für Leute mit Höhenangst ist!
Mit Sekondi besuchte ich den dritten der insgesamt vier Spielorte (Tamale im hohen Norden ließ ich aus). Ich schloss mich einer Gruppe deutscher Groundhopper an, die einen klimatisierten Minivan gechartert hatten, der uns ohne Umwege schnell und direkt ans Ziel brachte. In Sekondi war die Gruppe B zu Gast, mit Nigeria, Elfenbeinküste, Mali und Benin rein westafrikanisch besetzt. Nur etwa 130 km von der ivorischen Grenze entfernt, waren auch entsprechend viele Fans der “Elephants” angereist. Ich hatte zudem das Vergnügen, mir auf der Tribüne den Platz mit einer ivorischen Blaskapelle zu teilen. Die vier Tore gegen Benin trugen zusätzlich zur guten Stimmung bei. Aber auch die Nigerianer wussten zu feiern, wenn sie auch nur ein mageres 0:0 gegen Mali zustandebrachten.
Nach ein paar erlebnisreichen, aber anstrengenden Tagen war zurück in Accra erstmal wieder Erholung angesagt. Ausschlafen, essen, spazierengehen… Das nächtliche Ausgehen kann dort richtig Spaß machen, zahlreiche gute “Spots” (so heißen hier die Kneipen), allenorts Musik (darunter auch einige Live-Clubs) und Diskotheken mit Frauenüberschuss. Zudem ist es in Accra für eine afrikanische Großstadt selbst nachts ziemlich sicher. Man kann getrost umherstreunen, ohne Angst um Leib und Portmonnaie haben zu müssen. Für längere Strecken empfiehlt sich trotzdem ein Taxi zu nehmen. Eine Stadtfahrt kostet nicht mehr als 3 Euro.
Im Viertelfinale standen sich dann Ghana und Nigeria gegenüber. Eine Begegnung, die in Afrika Emotionen hervorruft, wie man sie hierzulande vor Partien wie Deutschland - England kennt. Allerdings ganz ohne Krawalle oder Ausschreitungen. Das Spiel allerdings hatte es in sich. Nigeria ging nach einem umstrittenen Elfmeter 1:0 in Führung, Ghana glich mit dem Pausenpfiff aus, und im Stadion wurde die gesamte Halbzeitpause hindurch gefeiert, als hätte man die Meisterschaft schon gewonnen. In der 60. Minute flog der ghanaische Kapitän John Mensah vom Platz und Nigeria drängte auf Sieg. Acht Minuten vor Schluss erzielte dann Junior Agogo vom englischen Drittligisten Nottingham Forest das spielentscheidende 2:1 und erlöste die Gastgeber. Was sich im Anschluss auf den Straßen Accras tat, ist schlichtweg unbeschreiblich. Eine Stadt im Ausnahmezustand.
Zwischenzeitlich fuhr ich noch in die Volta-Region im Osten des Landes: bergige Landschaft, staubige Pisten, Wasserfälle und beschauliche Kleinstädte. In Ada Foah, an der Mündung des Flusses Volta, nächtigte ich in einer Bambushütte als einziger Besucher eines Beach Camps, das nur auf dem Seeweg zu erreichen ist. Einen etwa 2 km langen Sandstrand hatte ich somit alleine für mich. Einfach traumhaft. Mit der Köchin, der ich eine leckere Portion Fisch in scharfer Tomatensoße mit frittierten Yam Balls verdanke, und dem Nachtwächter saß ich noch bis spät in die Abendstunden am Lagerfeuer am Strand. Wir hatten uns viel zu erzählen. Die restlichen Tage verbrachte ich damit, mit einer Fähre die Seitenarme des Flusses abzufahren und kleine Dorfmärkte besuchen.
Nachdem Ghana im Halbfinale gegen Kamerun 0:1 unterlag, war die Euphorie erst mal ein wenig gebremst. Doch bald schon war der Schmerz überwunden, und das spätestens nach dem glanzvollen Auftritt gegen die Elfenbeinküste im Spiel um den 3. Platz. Insgesamt taten diese drei Wochen nicht nur mir gut, sondern vor allem auch dem Land. Und viele Besucher, die sonst wohl nie den Weg hierher gefunden hätten, konnten sich von der Herzlichkeit der Ghanaer überzeugen.
Und fürs Endspiel bekam man problemlos Tickets zu rund 7 Euro.
Hier noch eine Übersicht aller 12 Partien, die ich besuchte:
Ghana - Guinea 2:1 (Gruppe A, Accra)
Ägypten - Kamerun 4:2 (Gruppe C, Kumasi)
Sudan - Sambia 0:3 (Gruppe C, Kumasi)
Guinea - Marokko 3:2 (Gruppe A, Accra)
Ghana - Namibia 1:0 (Gruppe A, Accra)
Elfenbeinküste - Benin 4:1 (Gruppe B, Sekondi)
Nigeria - Mali 0:0 (Gruppe B, Sekondi)
Ghana - Marokko 2:0 (Gruppe A, Accra)
Elfenbeinküste - Mali 3:0 (Gruppe B, Accra)
Ghana - Nigeria 2:1 (Viertelfinale, Accra)
Ghana - Kamerun 0:1 (Halbfinale, Accra)
Kamerun - Ägypten 0:1 (Finale, Accra)
Alle Fotos und Videos könnt ihr euch online anschauen.
Bin jetzt seit Dienstag zurück aus Ghana und stehe immer noch völlig neben mir. Es war einfach unfassbar gut! Aber gut 35 Grad Temperaturunterschied zu hier, Halsschmerzen und drei arbeitsintensive Tage machen mir zu schaffen. Ein ausführlicher Bericht folgt sobald ich wieder klar denken kann. Die Fotos konnte ich bei flickr zumindest schon mal hochladen, freilich alles noch unkommentiert…
Außerdem hab ich bei YouTube einige Videos eingestellt, die etwas von der grandiosen Stimmung vermitteln.
Äthiopien. Abessinien. Wiege der Menschheit. Das sagenumwobene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Das erste in Afrika, in dem sowohl das Christentum als auch der Islam zuerst Fuß fassten. Heimat der legendären Königin von Saba, die einst König Salomon den Kopf verdrehte (siehe Koran und Bibel). Quelle des Blauen Nils. Aufbewahrungsort der Bundeslade, mit der Moses die Gesetzestafeln in Empfang nahm. Auch das einzige afrikanische Land, das nie einer Kolonialmacht gehorchen musste. Aber das alles lässt sich – ebenso wie aktuelle Reisetipps – an anderen Stellen besser nachlesen. Ich beschränke mich daher auf ein paar ganz persönliche Beobachtungen.
Als leidenschaftlichem Reggae-Hörer entging mir natürlich nicht, dass in vielen Stücken die Rede von der Rückkehr ins gelobte afrikanische Herzland ist, ebenso wenig wie die Lobpreisungen auf den letzten äthiopischen Kaiser Haile Ras Tafan Selassie, der einst bei seinem Staatsbesuch in Jamaika wie der Messias empfangen wurde. Ich wurde also neugierig auf dieses unbekannte Land und begann schließlich mit der Reiseplanung.
Wenige Wochen später war ich also im guten, alten Abessinien. Problemlose Anreise, was schon damit begann, dass auf Kanal 7 des Inflight Entertainment Programms der Ethiopian Airlines zur Einstimmung Burning Spear lief.
Addis Abeba, 2370 Meter über dem Meer, blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, 25 Grad, und weit und breit keine Hektik oder Stress. So kann’s weitergehen!
Nach ein paar Tagen zur Akklimatisierung in der Hauptstadt, begab ich mich nach Lalibela, wo einige beeindruckende Felskirchen mit farbenprächtigen Wandmalereinen zu bewundern sind.
Der nächste Bus nach Weldiya
Nur wenige der Fernstraßen Äthiopiens sind asphaltiert. Staubige Stein- und Sandpisten, große Höhenunterschiede, unwegsames Gelände und schrottreife Verkehrsmittel machen dabei eine Reise von A nach B zur Herausforderung. Der bevorstehenden Strapazen bewusst, buchte ich eine Mitfahrgelegenheit in einem Geländewagen - für die erste Etappe der etwa 500 km von Lalibela nach Aksum, die etwa drei Tage Fahrzeit in Anspruch nimmt. Am nächsten Morgen erscheine ich pünktlich um 5 Uhr am vereinbarten Treffpunkt. Nachts wird hier vernünftigerweise nicht gefahren, und wer schon einmal in Indien unterwegs war, weiß dies zu schätzen.
Und da stehe ich nun in der morgendlichen Kälte und “wart auf des Brummen von an Mercedes Diesel, aber’s brummt ned, brummt ned” (in Anlehnung an einen österreichischen Schlager aus den 80ern). Stattdessen erscheint ein Bote, der mir mitteilt “problem with machine, take bus”. Na gut, schon so früh auf den Beinen, begebe ich mich zum “Busbahnhof”: Das ist der zentrale Platz am Ort, kein Ticketbüro, keine Teestube, nur ein einziger Bus und weit mehr willige Fahrgäste als jemals darin Platz finden könnten, die alle angeregt miteinander diskutieren.
Es dauert eine Weile bis ich herausfinde, um was es geht. Angesichts der großen Nachfrage nach Fahrkarten für Weldiya hatte sich die Bus-Crew erdreistet, kurzerhand den Fahrpreis von 25 auf 35 Birr zu erhöhen.
Verärgerte Fahrgäste informierten daraufhin den Verbraucherschutzbeauftragten der örtlichen Polizeistation, der die gesamte Mannschaft mithilfe einiger Uniformierter in Gewahrsam nehmen lies.
Nun stand der Bus alleine da, und die widersprüchlichen Informationen überschlugen sich. Es solle ein Ersatzbus eingesetzt werden, man wäre auf der Suche nach einem anderen Fahrer, in 10 Minuten geht’s los, bla bla, etc.
Gegen 9 Uhr hatte ich die Schnauze voll, und die Hoffnung aufgegeben, heute noch wegzukommen, checkte ich wieder ins selbe Hotel ein, das ich vier Stunden zuvor verlassen hatte. Dort holte ich erstmal den fehlenden Schlaf nach.
Als ich nachmittags gegen zwei nochmal am Schauplatz vorbei kam, saßen noch immer rund zwei Dutzend Wartender im mittlerweile nur noch einen halben Meter breiten Schatten des (vielleicht) nächsten Busses nach Weldiya. Ich begab mich schließlich zum Flugplatz, um die zeitsparendere, aber wesentlich kostspieligere Variante der Reise nach Aksum zu wählen. Wann der Bus letztendlich auf die Reise ging, habe ich nicht mehr herausgefunden.
Sprachkenntnisse
Tennaystillin! Grundsätzlich, aber vor allem in touristisch weniger erschlossenen Regionen, empfiehlt es sich auf Reisen, mit ein paar Brocken der Landessprache aufwarten zu können. Ich habe mir also gleich zuhause noch einen Amharisch-Sprachführer und eine dazugehörige Audio-Cassette besorgt. Schon bald konnte ich mich mit essenziellen Phrasen wie “Wo geht’s denn zur Post?” oder “Wie viele Tabletten soll ich hiervon einnehmen?” behaupten.
Und wie es sich für einen ordentlichen Touristen gehört, verbringe ich meine Zeit mitunter damit, mir in sengender Mittagshitze archäologisch bedeutsame Steinhaufen anzuschauen. So begab es sich, dass ich mit staubiger Kehle eine Bar betrat.
Übung macht den Meister, dachte ich mir, und so verlieh ich meinem Verlangen mit den Worten “Ant birra iffadigallahu” Ausdruck. Die Schönheit hinter der Theke sah mich daraufhin mit ihren großen braunen Augen fragend an: “Möter?” (Anmerkung: “Möter” ist eine der Inkarnationen des Autors).
Wie vom Blitz getroffen, schossen mir wirre Gedanken durch den Kopf, wie etwa “Sind wir uns in einem früheren Leben schon einmal begegnet?” oder “Hat ihr vielleicht die Wahrsagerin von meinem Kommen berichtet?”. Nach einer rhetorischen Pause von zwei Sekunden (gefühlten acht Minuten) nicke ich zustimmend mit dem Kopf, worauf sie mir eine eiskalte Flasche Bier in die Hand drückt. Gedanken lesen kann sie also auch noch!
Mit einem Grinsen im Gesicht sinke ich zufrieden in einen der noch freien Plastiksessel. Nach einem kräftigen Schluck betrachte ich das Etikett auf der Flasche: Darauf steht zu lesen: Meta Beer – Produce of Ethiopia.
Sei’s drum, ich glaube wieder an die Liebe auf den ersten Blick. Das passiert mir nämlich zurzeit so ungefähr zwei-, dreimal täglich.
Durchs Simien-Gebirge
Die Strecke von Aksum nach Gondar beträgt 360 km und geht mitten durchs Simien-Gebirge (mit dem 4545 m hohen Ras Dashen die höchste Erhebung des Landes), und ist in gut zwei Tagen zu bewältigen. Das erste Teilstück bis Inda Selassie (Provinz Shirie) bereitet keine größeren Schwierigkeiten. In diesem staubigen Provinznest wird erst einmal übernachtet. Direkt am Busbahnhof versteht sich, denn bereits im Morgengrauen soll es weitergehen.
Die bescheidene Herberge ist sauber und verfügt über einen gastronomischen Betrieb. Und hier ist es auch, wo ich meine erste Kaffeezeremonie erleben durfte. Die Kaffeezeremonie gilt als wichtiges gesellschaftliches Ereignis.Vollzogen wird sie üblicherweise von der Mutter oder einer der älteren Töchter des gastgebenden Hauses. Eingeladen werden Freunde, Nachbarn – und auch mal ein Durchreisender.
Über einer kleinen Feuerstelle mit Holzkohle werden in einer flachen Pfanne die Kaffeebohnen geröstet und anschließend mit zwei abgerundeten Steinen gemahlen. Der sich dabei freisetzende Kaffeeduft ist unbeschreiblich intensiv. Der Kaffee wird in einem Tonkrug mehrfach aufgebrüht und schließlich in kleinen Tässchen zusammen mit Popcorn serviert. In die noch glühenden Kohlen wird nun Weihrauch gegeben, wodurch der Raum bald nach einer eigenartigen Melange aus Incense und Kaffee duftet.
Nach drei Runden doppeltem Espresso ist jeder Tote wieder zum Leben erweckt, und es wird zu äthiopischer Popmusik getanzt, wobei hauptsächlich mit Kopf und Schultern gewackelt wird. Die Musik erinnert in ihrer Struktur ein wenig an die Klänge wie sie in Ägypten, Nubien und dem Sudan zu hören sind (vgl. Abdel Halim Hafez, Ali Hassan Kuban).
Mittlerweile ist ein zweiter Reisender eingetroffen: Bob, ein 54-jähriger Haudegen aus Las Vegas, der im wahrsten Sinne des Wortes “eine Weltreise macht” und mir bei ein paar Runden St. George Beer unzählige Argumente dafür liefert, warum man ab 40 nicht mehr arbeiten sollte. Wenn man sich das rechtzeitig zum Ziel mache und die Weichen entsprechend stelle, wäre das locker machbar. Schön fand ich auch seinen Vergleich unserer Industriegesellschaft mit einem Hamsterkäfig: Fressen, schlafen und ziellose Runden im Laufrad drehen…
Glücklicherweise erwies sich der Heilige Georg gnädig und beschwerte mir keine Kopf- oder Magenschmerzen, und so konnte die zweite Etappe gelassen in Angriff genommen werden. Um 5.30 Uhr sollte es losgehen – so stand es zumindest auf dem Ticket – allerdings dauerte es bis 7.30 Uhr bis das gesamte Gepäck verstaut und die Fahrgäste in den klapprigen Bus hineingepfercht waren. Vor Sonnenaufgang ist es hier zudem noch ziemlich kalt, und für einen kurzen Augenblick stellte ich mir die Frage, wozu ich denn das alles auf mich nehme. Andere Leute fahren schließlich auch in Urlaub, und legen dabei vor allem Wert auf Komfort und Bequemlichkeit. Sollen sie doch!
Bald aber schon zeigte sich, dass ich von den anderen Passagieren herzlich aufgenommen wurde. Mein Status als Farengi (amharisch für Gringo, farengi = foreigner) brachte mir den vorteilhaften Platz vorne rechts neben dem Fahrer ein. Bei den zahlreichen Tee- und Pinkelpausen beantwortete ich immer wieder aufs Neue dieselben Fragen und werde stets zu Freigetränken eingeladen.
Wieder im Bus machte ich es mir vorne im Cockpit bequem, während mich die beiden Gepäck-Fritzen mit reichlich Qat (Kat, Chat) versorgten. Die Blätter dieser im äthiopischen Hochland und in Südarabien heimischen Kulturpflanze werden so lange gekaut, bis sich ein zunächst bitterer, aber zunehmend angenehmer schmeckender Sud bildet. Das ganze wirkt leicht narkotisierend und bekämpft das Hungergefühl. Aufgrund eines früheren Aufenthalts in einem jemenitischen Ausbildungslager konnte ich mit Fachsimpelei über Qualität und Herkunft der Blätter überzeugen und selbst dem etwas verschlossen wirkenden Fahrer ein Lächeln entlocken.
Irgendwie lustig war dann auch die Situation, als sich ein muslimischer Händler dazugesellte und – ebenso die Backen mit Qat vollgestopft – mir in gebrochenem Englisch versuchte, die Vorzüge des Islam näher zu bringen. Zu verstehen war kaum etwas, doch durch geschicktes Einstreuen zufällig ausgewählter Schlagwörter wie “Mekka” oder “Mohammed” konnte ich mein Interesse bekunden und zu seiner Zufriedenheit beisteuern.
Mittlerweile schraubten wir uns über Serpentinen auf Passstraßen auf etwa 3000 m in die Höhe. Alleine die Aussicht auf die grandiose Bergwelt war die Strapazen der Fahrt schon wert und dem zweifelsohne bequemeren Inlandsflug vorzuziehen. Auf ein paar andere Programmpunkte dieser “All inclusive”-Reise hätte ich aber gerne verzichtet: z.B. auf sich übergebende Frauen, den geplatzen Hinterreifen und der damit verbundenen Zwangspause jenseits von einem einzigen Zentimeter Schatten, oder die gleichmäßig auf Gesicht und Kleidung verteilte rotbraune Staubschicht. Etwa eine Stunde vor Erreichen des Zielortes ging uns dann auch noch der Sprit aus. Ein entgegenkommender Lkw konnte aber noch etwas entbehren, und so kamen wir nach 12 erlebnisreichen und unterhaltsamen Stunden in der Provinzhauptstadt Gondar an.
Der muslimische Geschäftsmann half mir noch bei der Zimmersuche und sorgte dafür, dass ich keinen Touristenpreis zahlen musste. Aus dem Date mit der 21-jährigen Studentin, mit der ich unterwegs zusammen zu Mittag gegesen hatte, wurde aber leider nichts. Unter der Telefonnummer, die sie mir gegeben hatte, erreichte ich nur ihre Mutter, die mir wiederholt mitteilte, dass Frwoyne lernen müsse und keine Zeit hätte. Schade. Aber dafür macht sie bestimmt einen guten Abschluss.
In Gondar besuchte ich die Festlichkeiten zum Timkat-Fest, an dem die Taufe Jesu gefeiert wird. Zusammen mit Ostern und Weihnachten ist das der höchste Feiertag im äthiopisch-orthodoxen Kalender. Es gibt eine Prozession quer durch den Ort, bei der quasi die ganze Stadt auf den Beinen ist und hohe Geistliche von Klosterschülern, Trommel- und Bläsergruppen sowie Gläubigen in festlicher Kleidung begleitet werden.
Über die Zeit
Heute, am 1. Februar 2005, schreiben wir in Äthiopien den 24.5.1997. Hier wird nämlich der Julianische Kalender verwendet. Demnach hat das Jahr 13 Monate: Zwölf Monate á 30 Tage sowie einen Monat mit 5 bzw. 6 Tagen (Schaltjahr).
Damit nicht genug. Auch die Uhr wird anders gelesen. Man verwendet ein 12-Stunden-System, wonach der Tag und die Nacht in jeweils zwölf Stunden eingeteilt werden. Der Tag beginnt nach der uns bekannten Zählweise um sechs Uhr morgens und endet um sechs Uhr abends, wenn die Nachtzählung beginnt. 3 Uhr äthiopischer Zeit entspricht also 9 Uhr unserer Zeit (ob Tag oder Nacht muss natürlich dazugesagt werden). Um also die korrekte “internationale” Zeit zu erhalten, kann man entweder einer beliebigen äthiopischen Zeit sechs Stunden hinzuzählen oder die gegenüberliegenden Zahlen auf dem Zifferblatt miteinander tauschen (z.B. die 11 gegen die 5. Denn 5 Uhr äthiopischer Zeit entspricht 11 Uhr internationaler Zeit).
Dieses System wird übrigens auch in weiteren Ländern Ostafrikas verwendet, so etwa in Kenia und Tansania.
Verwirrend? Alles nur eine Sicht der Dinge…
Barev dzez, inchpes ek? Das heißt auf armenisch etwa so viel wie “Hallo, wie geht’s?”. Es folgt ein Bericht über meine im Mai 2007 angetretene Reise nach Armenien.
Der Legende nach kamen die Armenier zu spät, als Gott die Welt unter den Völkern aufteilte. Da war nur noch ein Fleckchen steiniger Boden im südlichen Kaukasus übrig. Und tatsächlich sind nur rund 20% der Fläche der heutigen Republik Armenien für den Ackerbau nutzbar. Den Rest machen Berge, Wälder und Weideflächen aus. Etwa 90% des Landes liegen über 1000 Meter. Armenien befindet sich in einem seismografisch aktivem Gebiet. Bei dem jüngsten Erdbeben 1988 kamen rund 25.000 Menschen ums Leben.
In der Vergangenheit teilten sich abwechselnd Perser, Osmanen und Russen das Land unter sich auf. Die größte Tragödie der armenischen Geschichte war zweifelsohne der Völkermord in den Jahren 1915 bis 1917, bei dem rund 1,5 Millionen Armenier den Tod fanden. In den Siedlungsgebieten der heutigen Osttürkei (vor allem im Gebiet um den Van-See) wurden quasi alle Menschen des Volksstammes ermordet oder vertrieben. Von den heute rund sieben Millionen Armeniern weltweit macht die vor allem in den USA und Frankreich lebende Diaspora vier Millionen Menschen aus, mehr als in der heutigen Republik leben.
In den Jahren 1918 bis 1920 genoss man zwischenzeitlich die Unabhängigkeit, als dann das Land Teil der Sowjetunion wurde. Mit deren Zusammenbruch kam 1991 erneut die Unabhängigkeit, die wiederum einen blutigen Konflikt mit dem Nachbarn Aserbaidschan um die Region Bergkarabach mit sich brachte. Seit 1994 ruhen die Waffen. Die aus dem Krieg hervorgegangene Republik Nagorny Karabach wird bis heute nur von Armenien anerkannt und ist nur von dort aus zugänglich. Die Grenzen zu Aserbaidschan sind ebenso wie die zur Türkei geschlossen. Mit den Nachbarn in Georgien und Iran pflegt man hingegen freundschaftliche Beziehungen.
Warum also Armenien als Reiseziel? Spontan kann ich das nicht wirklich beantworten, aber ein generelles Interesse an fremden Kulturen, der Geschichte und den Menschen, eine gewisse Portion Abenteuerlust und die Neugier auf die unbekannte Sprache, die Musik und das Essen mögen mir genug Grund sein. Wie kommt man nun dorthin? Mit der Aeroflot? Klar. Aber den Flughafen Sheremetyevo in Moskau dürfte ich schon mal kennen lernen, und das reicht fürs erste auch. Ich habe mich schließlich für die Austrian Airlines entschieden, nur 3 Stunden 20 Minuten ab Wien.
Leider kommen fast alle internationalen Flüge weit nach Mitternacht, aber noch lange vor Tagesbeginn am Flughafen Zvartnots der Hauptstadt Yerevan an. Kurz vor fünf Uhr morgens eingetroffen, war ich erstmal mit Visumbeschaffung, Geldwechseln und Zoll beschäftigt, sodass ich die Zeit bis Sonnenaufgang gut überbrücken konnte. Dann wollte ich mit dem Bus in die Stadt fahren. In der Ankunftshalle traf ich aber zwei Schweizer, die ebenso wie ich gerade das erste Mal Fuß auf armenischen Boden gesetzt haben und vergleichbar desorientiert wirkten. Ich fragte, ob wir uns denn ein Taxi in die Stadt teilen könnten. Wie sich herausstellte, warteten die beiden aber auf den Repräsentanten einer Autovermietung, da sie sich einen Lada Niva, einen Geländewagen, leihen wollten, um das Land auf eigene Faust zu erkunden. Nach ein paar Minuten war der Vertrag abgeschlossen, der Wagen übergeben und ich hatte eine kostenlose Mitfahrgelegenheit in die Innenstadt. Zugegebenermaßen handelte es sich dabei um ein nicht ganz den mitteleuropäischen Standards entsprechendes Vehikel ohne Sicherheitsgurte, kaputter Lüftung und mit ziemlicher schwergängiger Schaltung. Die zwei werden sicherlich noch viel Freude damit gehabt haben.
Nur ein einziges Mal sollte ich übrigens während meiner Reise in den Genuss eines Sicherheitsgurtes kommen, was ich gegenüber dem Fahrer sogleich mit Daumen nach oben und den Worten “shet lav” (sehr gut) anerkennend zum Ausdruck brachte. Dieser hatte nur ein süffisantes Grinsen zur Antwort, und einen Ausdruck in seinen Augen, der mir verriet, dass es sich hierbei in Wirklichkeit nur um unnötigen Schnickschnack handelt.
Gegen sieben Uhr war es mittlerweile hell geworden, und Yerevan präsentierte sich an diesem Samstagmorgen nicht gerade einladend. Der Regen, der in der Nacht – wie auch in der Woche zuvor – herrschte, hatte zwar aufgehört, aber die Luft war feucht und kalt, und es roch nach nassem Beton. Um diese Zeit war die Stadt noch menschenleer.
In der Tasche hatte ich eine Adresse aus dem Internet. Da es quasi keine Hotels der unteren oder mittleren Preisklasse gibt, sind einige Privathaushalte auf die Idee gekommen, Zimmer an Touristen zu vermieten. Ehrlich gesagt wollte ich aber so früh niemanden aus dem Schlaf reißen, und so drehte ich erstmal eine Runde durch die umliegenden Straßen. Weit und breit keine Menschenseele. Schließlich ein kleiner Laden, an dem ich mit einem spartanischen Frühstück versorgen konnte: zwei Stück Gebäck und eine Flasche Wasser.
Kurz darauf bezog ich meine Unterkunft direkt im Zentrum am Opernplatz. Meine Vermieterin, Anahit, lebt dort mit ihren beiden Söhnen in einer riesigen 5-Zimmer-Wohnung und vermietet drei der Räume an Reisende. Ich wurde herzlich empfangen, mit Tee und noch mehr Gebäck versorgt, und nach kurzer Körperpflege legte ich mich erstmal drei Stunden hin, um den fehlenden Schlaf nachzuholen. Schließlich hatte ich die Nacht durchgemacht.
Gegen Mittag machte ich mich dann auf erste Erkundungstour. Mittlerweile war auch Leben in die Stadt gekommen und es wurde angenehm warm. Da sah die Welt schon wieder anders aus. Zur Stärkung gab’s als erste Mahlzeit in einem der zahlreichen Cafes unter freiem Himmel Lammfleischspieße mit Lavash (dünnem Fladenbrot), Bratkartoffeln und Tomaten-Gurken-Salat. Die armenische Küche sollte mich in den kommenden zwei Wochen noch des öfteren begeistern. Diese ist vergleichbar mit der Kost im Nahen und Mittleren Osten, und wer gerne Türkisch, Libanesisch oder Persisch isst, kommt auch in Armenien voll auf seine Kosten. Khorovats (gegrilltes Fleisch am Spieß), Kebabs in diversen Variationen, Fladenbrot, Schafskäse, Auberginen, Joghurt, frische Kräuter, Dolma (mit Reis, Linsen und/oder Hackfleisch gefüllte Kraut- oder Weinblätter), mit Nüssen gefülltes getrocknetes Obst und viele Köstlichkeiten mehr.
Die Aprikose (lat. Armeniaca vulgaris) stammt übrigens von hier. Leider kam ich vor der Erntezeit. Wie mir einige Leute versicherten, sollen sie auch nirgendwoanders so gut schmecken wie in Armenien. Wodka wird traditionell nur zum Essen getrunken – im Gegensatz zu Russland. In der Regel mit nicht enden wollenden Trinksprüchen und Lobesreden auf einen der Anwesenden.
Ich beschloss, die nächsten Tage erst einmal in der Hauptstadt zu bleiben und von hier aus Tagesausflüge zu unternehmen. Das Land ist von seiner Größe her überschaubar, und viele Ziele sind bequem in einem Tag zu erreichen. Dazu gibt es folgende Möglichkeiten: entweder ein Taxi mieten, an einer organisierten Tour teilnehmen oder auf eigene Faust mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich entschied mich zunächst für letztere Option. Die Maschrutkas, wie die Minibusse für 10-15 Passagiere hier genannt werden, funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie überall auf der Welt (mit Ausnahme westlicher Industrienationen). Abfahrt ist an einem festgelegten Ort, los geht es, sobald der Wagen voll ist, und unterwegs kann jeder ein- oder aussteigen, wo er möchte. Will man unterwegs zusteigen, gibt man dies vom Straßenrand per Handzeichen zu erkennen. Wenn noch irgendwie ein Plätzchen frei ist, wird man mitgenommen. In einer Stunde schafft man damit etwa 30-50 km (je nach Straßenverhältnissen), was dann rund 50 Cent macht.
Es ist mir allerdings wiederholt passiert, dass ich wartend herumstehe, und schon hält ein Privatfahrzeug und ich werde gefragt, wohin ich denn wolle. Oft wird man dann bis vor die Haustür gefahren. Einmal hat ein netter, redseliger, aus dem Iran stammender Armenier namens Mikayel, der sich sehr über die Namensgleichheit mit mir freute, einen Umweg von mehr als einer Stunde gemacht, um mich zurück nach Yerevan zu bringen. Auf dem Weg dorthin musste getankt werden, nicht etwa Benzin, sondern Erdgas. Dieses kommt günstig aus Russland und Turkmenistan und kostet nur etwa die Hälfte vom Benzin. Viele Wagen wurden umgerüstet und haben einen Gastank im Kofferraum. Busse haben oft mehrere Flaschen auf dem Dachträger montiert. Man mag sich nicht vorstellen, was da bei einem Unfall passieren kann. Jedenfalls spendierte ich ihm die Tankrechnung (etwa 5 Euro), und wir schworen uns ewige Freundschaft. Wenn im September in seinem Dorf Weinernte ist, müsse ich unbedingt kommen, das wäre die schönste Zeit des Jahres. Mit dem Wetter hatte ich auch richtig Glück. Während die erste Maihälfte noch ziemlich verregnet war, erlebte ich zwei Wochen uneingeschränkt Sonnenschein und angenehme Temperaturen.
Meine Ausflüge führten mich an diverse Stätten kulturellen Interesses in der näheren Umgebung. Darunter das religiöse Zentrum der armenisch-apostolischen Kirche Edjmiazin mit seiner imposanten Kathedrale, der Tempel von Garni im griechisch-römischen Baustil sowie das Kloster von Geghard, das eingebettet in einer spektakulären Berglandschaft liegt. Von Khor Virap (ein weiteres Kloster), das am Fuße des biblischen Berges Ararat liegt, hat man eine fantastische Sicht auf den heiligen Berg der Armenier, der nur durch einen kleinen Grenzfluss getrennt auf türkischem Gebiet liegt und somit unzugänglich ist.
Die Armenier stammen der Legende zufolge in direkter Linie von einem Ur-Urenkel Noahs namens Hayk ab. In der Landessprache heißt das Land daher auch Hayastan (Land des Hayk). Selbst die damalige armenische Sowjetrepublik hatte den Ararat im Wappen, worauf ein türkischer Offizieller Protest anmeldete, da es sich ja dabei um einen Berg in der Türkei handle. Die Antwort kam prompt und treffend: Beanspruchen die Türken denn den Mond für sich? Schließlich ziert dieser als Halbmond deren Flagge.
Zum tiefblauen Bergsee Sevan auf 1915 Metern über dem Meeresspiegel kommt man auch bequem von Yerevan. Die Straße dorthin ist die mit Abstand beste im Land, fast ohne Schlaglöcher. Die dortige Halbinsel Sevanavank, zu der ich hinauswanderte, erwies sich als ruhiger, idyllischer Ort, wenn auch aufgrund der Höhenlage als etwas frisch.
Dort machte ich dann die Bekanntschaft mit drei jungen Leuten, wovon zwei (Hayk und Ann) aus Yerevan waren und die ihre Freundin Lilit, die in den USA lebt und nach sieben Jahren wieder in die Heimat gekommen war, auf ihrer Reise durch die alte Heimat begleiteten. Alle drei sprachen ausgezeichnetes Englisch, was hierzulande eher selten ist, und waren sehr freundlich und vor allem interessiert, was mich denn hierher führe. In der Regel haben Touristen aus dem Ausland auch einen armenischen Background. Fremde hingegen kämen nur selten. Nachdem wir uns einige Zeit angeregt unterhielten, fragten sie mich, ob ich denn nicht einfach mitkommen wolle. Sie fahren noch nach Tseghadzor und am Abend zurück nach Yerevan. Ich nahm das Angebot dankend an. Wir verbrachten einen schönen Tag und machten auf dem Weg zurück noch Pause in einem Restaurant.
Als ich dann die Rechnung übernehmen wollte, wäre es beinahe zum Eklat gekommen. Schließlich wäre ich der Gast im Land und müsse daher nicht für die Kosten aufkommen. Das war mir dann schon richtig peinlich, wohl auch weil derlei Gastfreundschaft in unseren Breitengraden heute einfach nicht mehr üblich ist. Aber ich denke, so muss es vor Jahrzehnten noch vielerorts auf der Welt gewesen sein, bevor das Phänomen Massentourismus einsetzte, und ausländische Besucher – wo auch immer – entweder als Geldesel oder als störend eingestuft werden. Ich sprach eine ernst gemeinte Einladung nach Berlin aus und versprach, mich auf jeden Fall entsprechend zu revanchieren, sollte das denn mal klappen.
Nachdem ich Fragen zu meinem beruflichen Schaffen beantwortete, bestätigte Hayk, dass er selbst begeisterter PayPal-Nutzer ist (”it’s a great way to transfer money internationally”), und dass mobile.de die beliebteste Website in Armenien ist, da es einen richtigen Geschäftszweig gibt, deutsche Gebrauchtwagen zu erwerben und über den Balkan, die Türkei und Georgien nach Armenien zu bringen. Nachdem ich ihn nach seiner E-Mail-Adresse fragte, gab er mir seine Skype-ID (”that’s faster to communicate”). Neukunden konnte ich an diesem Tag also keine werben…
Die Abende in Yerevan verbrachte ich meist zusammen mit Reisebekanntschaften, meiner Vermieterin Anahit, und neu gewonnenen Freunden mit Restaurant- und Konzertbesuchen. Das geht meist in Einklang. Denn in vielen Lokalen und Bars gehört Livemusik einfach dazu, von traditioneller Volksmusik mit Duduk (Flöte), Dhol (Trommel) und Oud (Laute) über russischen Disco-Pop, bis hin zu Jazz und Rock.
Eines abends bei einem Rhythm’n'Blues-Konzert (stilistisch irgendwo zwischen Rolling Stones, Blues Brothers und Motown) fragte ich mich einige Zeit, ob denn die Band wirklich so lange spielt, bis irgendwann weniger Gäste als Bandmitglieder anwesend sind. Nach vier Stunden war dann auch Schluss. Bei Bierpreisen von etwa einem Euro pro halben Liter hielt sich die Zeche auch in Grenzen… Hier ist übrigens mein persönliches Ranking der vier armenischen Brauereien: 1. Gyumri, 2. Kotayk, 3. Kilikia, 4. Erebuni. Wobei die Positionen 1 und 2 sowie 3 und 4 jeweils dicht beieinander liegen, dazwischen aber eine große Lücke klafft.
Aber auch die hohe Kultur stand auf dem Programm. Das Opernhaus von Yerevan galt schon zu Sowjetzeiten als renommiert (wenn auch weitgereiste Einheimische sagen, dass man mit Moskau nicht mithalten könne). So besuchte ich zunächst die Oper “Arshak II” von Tigran Chukhadzhyan, basierend auf der Geschichte des im 4. Jahrhundert herrschenden Perserkönigs. Ein wunderbares Werk. Ich bin ja nicht gerade als Opernfreund bekannt, aber die Vorstellung hat mich wirklich begeistert. Der Komponist mag jetzt nicht jedem was sagen, aber die Armenier haben tatsächlich einige große Künstler hervorgebracht. So stammt auch der berühmte Säbeltanz aus armenischer Feder (Aram Khatchaturian). Weitere Prominente armenischer Herkunft: Gari Kasparow, Andre Agassi, Charles Aznavour, Cher, Kirk Kerkorian, Alain Prost, System of a Down.
Meine neugewonnene Begeisterung für die Oper veranlasste mich, einige Tage später auch eine Inszenierung von Giuseppe Verdis “La Traviata” zu besuchen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich derart dafür begeistern kann. Aber das ist eben ganz anders als im Fernsehen… Tolles Bühnenbild, wunderbarer Gesang, prachtvolle Kostüme, komplettes Orchester, alles was dazugehört. Keine halbe Sache, wie man bei den Ticketpreisen vermuten könnte. Die teuersten Plätze kosten sage und schreibe mal sechs Euro – die Eintrittspreise wurden wohl seit Jahrzehnten nicht erhöht. Auch das Philharmonische Orchester habe ich mir nicht entgehen lassen. Unter Leitung des georgischen Gastdirigenten Vadim Shubladze gab es Werke von Wagner, Schubert und Beethoven zu hören. Ein schöner Abschluss am letzten Abend vor meiner Rückreise.
Aber zurück zu meiner Reisetätigkeit. Nach einer Woche in Yerevan und diversen Tagesausflügen machte ich mich auf in den Süden in die Region Syunik. Die Fahrt an meinen Zielort Sisian dauerte etwa vier Stunden und führte über einige Gebirgspässe, wobei am Vorotan-Pass auf 2344m noch Schnee lag. Ich teilte den komfortablen Mercedes Sprinter mit einer Gruppe junger Soldaten auf dem Weg nach Nagorny Karabach, wovon einige englisch sprachen und einer sogar ein wenig deutsch. Die Rekruten hatten ebenso wie der Fahrer sichtlich Spaß mich aufzuziehen (”you come to Karabagh with us, join the Army”). Da ich aber andere Pläne hatte, musste ich ihnen leider eine Absage erteilen.
In Sisian angekommen checkte ich ins Hotel Dina ein, und wie mir erst hier wirklich bewusst wurde, gab es auf dem Land nicht viel. Abgesehen von Wanderungen durch die Natur konnte man sich kaum die Zeit vertreiben. Zumindest hatte ich ein Hotelzimmer, das sauber und angenehm war, und wo man sich irgendwie in alte Sowjetzeiten zurückversetzt fühlte (auch wenn ich das selbst nie erlebte). Und eine Gaststätte am Fluss, wo eine Speisekarte überflüssig war, da es ohnehin nur gegrilltes Schweinefleisch gab, welches eher minderer Qualität war, sodass ich mich am Folgetag mit Käse, Tomaten und Fladenbrot vom Markt selbst versorgte. Nach 18 Uhr wurden die Bürgersteige hochgeklappt, und das ohnehin langweilige Städtchen vermittelte dann eher den Eindruck einer Geisterstadt.
Die Empfangsdame vom Hotel war mir bei der Beschaffung eines Taxis für den nächsten Tag behilflich. Für einen Tagestarif von rund 20 Euro hatte ich also einen Fahrer und wir begaben uns auf den Weg in die Berge zu einer der größten Attraktionen des Landes, dem Kloster von Tatev, das sich in einer abgelegenen Region auf einem Berggipfel befindet. Wie viele der alten Kirchen und Klöster im Lande stammt auch dieses aus dem 8. Jahrhundert. Die Fahrt dorthin führte uns über eine der übelsten Pisten des Landes, mit teilweise von Erdrutschen und Steinschlägen malträtierten Serpentinen, ungeteerten Abschnitten und Schlaglöchern, die eher die Bezeichnung Krater verdienten.
Garik, mein Fahrer, beherrschte aber seinen alten Wolga wie kaum ein anderer, und die Aussicht war nach jeder Kurve immer wieder überwältigend. Auf dem Rückweg hielten wir noch bei Karahunj, dem “armenischen Stonehenge”, einem Ensemble von rund 200 in Kreisform platzierten Steinblöcken, die jeweils 2-3 Meter groß sind und die etwa aus der Zeit um 2000 v. Chr. stammen. Genauerer Zweck und Bestimmung sind bis heute unbekannt. Die meisten weisen circa 5 cm große, kreisrunde Löcher auf, die aber nach heutigen Erkenntnissen für eine etwaige Sternenbeobachtung ungeeignet gewesen waren. Eventuell handelte sich einfach um eine heidnische Kultstätte. Trotz fehlender Erklärung (oder gerade deswegen) ein faszinierender Ort.
Nach drei Tagen im Süden, wo es überraschend kühl war, ging es für mich dann wieder zurück ins mittlerweile richtig sommerliche Yerevan. Ich war froh wieder in meiner komfortablen Unterkunft bei Anahit angekommen zu sein. Die Atmosphäre dort erinnerte eher an eine Wohngemeinschaft als an eine Pension oder gar ein anonymes Hotel.
Wiederum ergab sich ein gemeinsamer Abend mit den anwesenden Übernachtungsgästen und unserer liebenswerten Vermieterin, die uns diesmal an einen ganz besonderen Ort führte. Am südlichen Ende der Stadt wird Yerevan durch eine Schlucht von den dahinterliegenden Stadtteilen getrennt. Folgt man dem Weg in die Schlucht, wähnt man sich binnen weniger Minuten in wildester Natur. Rundherum alles grün, der Fluss rauscht nebenan und inmitten dieser Szenerie befindet sich ein grandioses Lokal im Freien, Biergartenatmosphäre, wiederum mit Livemusik und Tanzfläche, wo die Nacht zum Tag gemacht wird. Das Essen ist hervorragend und wesentlich günstiger als in der Stadt. Mit fünf, sechs Leuten am Tisch kann man getrost einmal die Speisekarte rauf und runter bestellen und alles mal probieren. Das Brot (Lavash) wird vor Ort traditionell im Erdofen zubereitet (nach dem Prinzip des indischen Tandoor), und man wünscht sich, der Abend würde nicht zu Ende gehen.
Am nächsten Tag standen weitere Besichtigungen in Yerevan auf dem Programm: zum einen das Genozid-Mahnmal und Museum (mit ergreifenden zeitgeschichtlichen Dokumenten und Fotografien aus der Zeit des Völkermords) sowie das Manuskript-Museum (Matenadaran), welches uralte illustrierte Bibelübersetzungen und kostbare Schriftstücke in Handschrift beherbergt (darunter auch Dekrete von Napoleon und aus der russischen Zarenzeit).
Gegen Mitternacht (3 Stunden Zeitunterschied zu Mitteleuropa) hatte ich dann das zweifelhafte Vergnügen, das Champions-League-Finale per Satellit ausgerechnet auf dem italienischen Sender Rai Uno zu sehen. Nicht nur weil ich Liverpool die Daumen drückte, gingen mir die ständigen Lobeshymnen, wie toll denn die Mailänder seien (auch wenn ich nicht viel italienisch verstehe) ziemlich schnell auf die Nerven. Noch dazu war deren erstes Tor irregulär, da der Ball klar von Inzaghis Arm abgefälscht wurde. Sei’s drum. When you walk through a storm, hold your head up high!
Über den Ausgang der Deutschen Meisterschaft konnte ich mich aufgrund fehlenden Internetzugangs in der Provinz nur zwei Tage zeitversetzt informieren. Aber das war eher nebensächlich, und Stuttgart ist im Vergleich zu Schalke vielleicht das kleinere Übel, auch wenn es Schwaben sind. Genug dazu. Ich weiche vom eigentlichen Thema ab…
Am Donnerstag vor meiner Abreise beschloss ich letztendlich doch noch, an einer von den lokalen Reiseveranstaltern durchgeführten Touren teilzunehmen. Bislang war ich ja ganz gut alleine zurecht gekommen, aber der Vorteil eines organisierten Ausflugs ist eben, dass man ohne Umwege und Zeitverlust mehrere Zielorte und Sehenswürdigkeiten in kurzer Zeit “abhaken” kann. Es sollte an diverse Orte in den Provinzen Lori und Tavoush (Nord/Nordost) gehen.
Ich komme also morgens gegen halb zehn ins Büro des Veranstalters Sati Travels, wo die Reise um zehn losgehen soll. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich der einzige angemeldete Teilnehmer. Da dachte ich schon, dass das ganze im letzten Moment noch ins Wasser fällt. Aber nein, kein Problem, die Fahrt findet auf jeden Fall statt! Somit hatte ich also ein Fahrzeug, einen Fahrer, und zwei junge Sprachstudentinnen als Tour Guide allein für mich. Sowohl mit dem Fahrer als auch mit Gayane und Zaria verstand ich mich blendend und wir verbrachten einen wunderschönen Tag in der wohl schönsten Ecke des Landes. Der Fluss Debed durchzieht die Region, die von imposanten Canyons, Wäldern und Bergen geprägt ist (lokal übrigens als “armenische Schweiz” angepriesen).
Die 10-stündige Tagesreise gestaltete sich also sehr angenehm und vor allem exklusiv, und war für 20 Euro inkl. ausgiebigem Mittagessen noch dazu sehr preiswert. Amüsant fand ich vor allem die Begegnung mit rund 40 Studienreisenden aus Frankreich, die sich an einem der Aussichtspunkte gerade aus ihrem Bus quälten und wohl alles teuer zuhause beim Reiseveranstalter gebucht haben. Und die mich dabei ansahen, was ich denn wohl hinblättern muss, um solchen Service zu bekommen…
Abschließend kann ich Armenien allen als Reiseziel uneingeschränkt empfehlen. Die Menschen sind herzlich, offen und sehr hilfsbereit. Armenisch- oder Russisch-Kenntnisse sind grundsätzlich von Vorteil. Wenn man aber weder das eine noch das andere beherrscht (wie ich), werden umgehend alle Hebel in Bewegung gesetzt, um schnellstmöglich jemanden herbeizuholen, der weiterhelfen kann. Unterwegs begegnet man beispielsweise immer wieder mal alten Leuten, die zu Sowjetzeiten deutsch gelernt haben und sich jetzt wie ein Schnitzel freuen, dass endlich mal einer kommt, bei dem sie ihre Kenntnisse anbringen können.
Ein weiterer großer Vorteil: Es wird nicht versucht einen zu übervorteilen. Das Wechselgeld stimmt immer, bei Busfahrten zahlt man ohne feilschen zu müssen den regulären Fahrpreis, und fast nirgendwo (mit der Ausnahme von Japan) fühlte ich mich so sicher wie hier. Es gibt quasi keine Straßenkriminalität – lediglich beim Überqueren der Straße sollte man ein wenig mehr als zuhause auf den Verkehr aufpassen – aber man kann sich auch nachts unbeschwert allerorts fortbewegen.
Hier entsteht demnächst ein Bericht zum African Cup of Nations in Ghana.
Vom 20. Januar bis zum 10. Februar findet in Ghana der Afrika-Cup statt.
Die Auslosung, durchgeführt von Abedi Pele, Tony Baffoe und Michel Desailly, ergab folgende Gruppenzusammensetzung: